Psychoonkologie – Wie kann Unterstützung gelingen?

Eine Krebsdiagnose erschüttert nicht nur den Körper – sie verändert Beziehungen, Lebensperspektiven und die fundamentale Sicherheit, auf die Menschen bauen. Für Psychotherapeut:innen bedeutet das: Arbeit unter höchstem emotionalem Druck, mit Menschen in akuter existenzieller Not und mit Angehörigen, die oft ebenso belastet sind wie die Erkrankten selbst.
Was Sie in diesem Kurs erwartet:
Prof. Dr. Tanja Zimmermann führt Sie systematisch in die psychoonkologische Arbeit ein – von den neurobiologischen Grundlagen der Stress- und Traumaverarbeitung über evidenzbasierte Interventionsmethoden bis zur Gestaltung therapeutischer Prozesse unter Bedingungen massiver Verunsicherung. Sie lernen, wie Diagnostik und Behandlungsplanung in verschiedenen Krankheitsphasen aussehen können: von der akuten Krisenintervention nach Diagnosestellung über die Begleitung während belastender Behandlungen bis zur therapeutischen Arbeit mit Langzeitüberlebenden oder in palliativen Situationen.
Konkret werden behandelt:
- Psychische Belastungsreaktionen im Krankheitsverlauf: Angststörungen, Anpassungsstörungen, Depression, posttraumatische Belastungssymptomatik
- Spezifische Interventionen: Meaning-Making, Würdezentrierte Therapie, Akzeptanz- und Commitment-Ansätze in der Psychoonkologie
- Arbeit mit Paaren und Familien: Wenn Kommunikation abbricht und Rollen neu verhandelt werden müssen
- Der eigene Umgang mit Sterben, Tod und therapeutischer Ohnmacht
Warum dieser Kurs?
Die Versorgungsrealität ist eindeutig: Etwa 30-40% aller Krebspatient:innen entwickeln behandlungsbedürftige psychische Störungen, doch nur ein Bruchteil erhält adäquate psychoonkologische Unterstützung. Während die Onkologie hochspezialisiert arbeitet, bleibt die psychische Dimension oft unterversorgt – trotz klarer Leitlinienempfehlungen und trotz nachweisbarer Effekte auf Lebensqualität, Therapieadhärenz und Krankheitsbewältigung. Für Sie als Psychotherapeut:in eröffnet sich hier ein bedeutsames Arbeitsfeld, in dem Sie Menschen in ihrer verletzlichsten Phase begleiten können – fachlich fundiert, menschlich nah, mit klarer therapeutischer Struktur.