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Wenn ich mir vorstelle, wie es gewesen ist und was ich hätte brauchen können – Imaginative Techniken in der Schematherapie

Kursnummer:
26-1-006
Erster Kurstag:
Fr., 13.02.2026, 14:00 - 21:30 Uhr
Zweiter Kurstag:
Sa., 14.02.2026, 09:00 - 16:30 Uhr
Dauer:
16 UE
Fortbildungspunkte:
20 FBP
Gebühr:
−10% 44550 €

Wenn ich mir vorstelle, wie es gewesen ist und was ich hätte brauchen können – Imaginative Techniken in der Schematherapie

„Das Paradox besteht darin, dass wir uns umso eher ändern können, wenn wir uns so annehmen wie wir sind“
Chronische Selbstabwertung, repetitive Beziehungsmuster, emotionale Überflutung oder rigide Vermeidung – diese klinischen Phänomene begegnen Ihnen häufig in der Behandlung von Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen, chronischen Depressionen oder komplexen Traumafolgestörungen. Epidemiologische Studien zeigen, dass etwa 10-15% der Bevölkerung von Persönlichkeitsstörungen betroffen sind, bei chronisch depressiven Patient:innen liegt die Rate noch höher. Diese Patient:innen haben oft lange Therapiegeschichten hinter sich, multiple Behandlungsversuche ohne durchgreifenden Erfolg, und zeigen Verhaltensmuster, die sich kognitiven Interventionen hartnäckig widersetzen.

Sie kennen das aus Ihrer Praxis: Rational verstehen diese Patient:innen oft sehr genau, welche Denkmuster dysfunktional sind und welche Verhaltensweisen ihnen schaden. Dennoch gelingt die Veränderung nicht, weil das emotionale Erleben unberührt bleibt. Die Wurzeln dieser Muster liegen häufig in frühen Beziehungserfahrungen und unerfüllten emotionalen Grundbedürfnissen. Hier setzt die Schematherapie an: Sie verbindet kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien mit emotionsfokussierten, imaginativen und beziehungsorientierten Elementen und ermöglicht so den Zugang zu tief verankerten emotionalen Strukturen.

Dieser Kurs vermittelt Ihnen das schematherapeutische Störungsmodell und vor allem konkrete imaginative Techniken, mit denen Sie eine affektive Brücke zwischen gegenwärtigen Problemen und biografischen Ursprüngen schaffen. Sie lernen, wie Veränderung gelingt, wenn Patient:innen die Not verstehen, unter der ihre Bewältigungsmuster entstanden sind, und spüren, was sie als Kinder gebraucht hätten.

 

Was Sie in diesem Kurs erwartet

Die Fortbildung basiert auf den Grundlagen der Schematherapie nach Jeffrey Young und Arnoud Arntz sowie aktuellen Weiterentwicklungen im deutschsprachigen Raum. Die Wirksamkeit der Schematherapie ist für verschiedene Störungsbilder gut belegt: Kontrollierte Studien zeigen deutliche Verbesserungen bei Borderline-Persönlichkeitsstörung, anderen Persönlichkeitsstörungen und chronischen Depressionen. Besonders die imaginativen Techniken haben sich als wirksame Interventionen erwiesen, um emotionale Schemata zu verändern und korrigierende emotionale Erfahrungen zu ermöglichen.

Im Zentrum des Kurses stehen imaginative Verfahren, insbesondere das Imagery Rescripting. Diese Techniken ermöglichen es, belastende Kindheitserfahrungen emotional zu reaktivieren und gleichzeitig heilsame Gegenerfahrungen zu schaffen. Die Arbeit erfolgt nicht primär kognitiv, sondern auf der affektiven Ebene – dort, wo die Schemata verankert sind. Sie lernen, Patient:innen durch imaginative Prozesse zu begleiten, die affektive Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen und fürsorgliche innere Anteile zu stärken.

Der Kurs vermittelt zunächst das schematherapeutische Störungsmodell: Schemata als überdauernde Muster, Modi als momentane emotionale Zustände, maladaptive Bewältigungsstrategien und unerfüllte Grundbedürfnisse. Darauf aufbauend erarbeiten Sie systematisch imaginative Interventionen – von der Vorbereitung über die Durchführung bis zur Integration ins ambulante Setting. Die Vermittlung erfolgt praxisorientiert: Demonstrationen, eigenes Erleben in Kleingruppen, Reflexion von Fallbeispielen und direkte Übertragung auf Ihre Patient:innen.

Ein wesentliches Element ist die therapeutische Haltung: limitiertes elterliches Reparenting, empathische Konfrontation und die Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung. Diese Haltung ermöglicht es, auch mit schwierigen emotionalen Zuständen therapeutisch produktiv zu arbeiten und die therapeutische Beziehung als korrigierende emotionale Erfahrung zu nutzen.

 

Konkret werden behandelt:

Schematherapeutisches Störungsmodell
Frühe maladaptive Schemata, Modi-Modell, Bewältigungsstrategien (Vermeidung, Kompensation, Erdulden), unerfüllte emotionale Grundbedürfnisse; praktische Diagnostik und Fallkonzeptualisierung im ambulanten Setting.

Imagery Rescripting als zentrale imaginative Technik
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Rescripting-Prozessen; emotionale Aktivierung der Kindheits-Szene, Intervention des gesunden Erwachsenen, Integration korrigierender Erfahrungen; konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Arbeit mit verschiedenen Modi
Identifikation und Aktivierung von Modi (Kindmodi, dysfunktionale Elternmodi, Bewältigungsmodi, gesunder Erwachsener); imaginative Dialoge zwischen Modi, Stärkung des gesunden Erwachsenen durch imaginative Übungen.

Safe Place und weitere stabilisierende Imaginationen
Aufbau innerer sicherer Orte, Ressourcenbilder, positive Imagination als Gegengewicht zu belastenden Prozessen; ambulant umsetzbare Stabilisierungstechniken.

Therapeutische Beziehungsgestaltung und limitiertes elterliches Reparenting
Die therapeutische Beziehung als korrigierende emotionale Erfahrung, empathische Konfrontation, Grenzsetzung und Fürsorge; praktischer Umgang mit emotionalen Krisen und Therapiekrisen.

Integration imaginativer Techniken in den Behandlungsprozess
Indikationsstellung für imaginative Arbeit, Timing im Therapieverlauf, Kombination mit anderen verhaltenstherapeutischen Elementen; praktische Umsetzung in 50-Minuten-Sitzungen.

Selbsterfahrung und eigene Schemata
Reflexion eigener früher Prägungen, Arbeit mit eigenen Modi, Bedeutung für die therapeutische Arbeit; förderliche und hinderliche Gegenübertragungsreaktionen im Umgang mit schwierigen Patient:innen.

 

Warum dieser Kurs?

Patient:innen mit Persönlichkeitsstörungen, chronischen Depressionen und komplexen Traumafolgestörungen gehören zu den am schwersten zu behandelnden Gruppen in der ambulanten Psychotherapie. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Standardinterventionen greifen häufig nicht ausreichend, weil die zugrunde liegenden emotionalen Schemata unverändert bleiben. Die Schematherapie hat sich als wirksame Erweiterung etabliert: Kontrollierte Studien belegen deutliche Verbesserungen in Symptomatik, Lebensqualität und Funktionsniveau, auch bei langjährig chronifizierten Verläufen.

Imaginative Techniken sind das Herzstück der schematherapeutischen Arbeit. Sie ermöglichen emotionale Veränderung dort, wo kognitive Interventionen an Grenzen stoßen. Durch die Verbindung von Vergegenwärtigung biografischer Ursprünge und korrigierender emotionaler Erfahrung werden tief verankerte Muster zugänglich und veränderbar. Forschungsbefunde zeigen, dass insbesondere das Imagery Rescripting zu nachhaltigen Verbesserungen führt – nicht nur bei Traumafolgestörungen, sondern auch bei Persönlichkeitsstörungen und chronischen Depressionen.

Die Arbeit mit imaginativen Techniken setzt eine besondere therapeutische Haltung voraus: Akzeptanz dessen, was ist, verbunden mit der Perspektive auf Veränderung. Das eingangs zitierte Paradox – „wir können uns umso eher ändern, wenn wir uns so annehmen wie wir sind“ – beschreibt präzise den therapeutischen Prozess: Patient:innen lernen, ihre Bewältigungsmuster nicht als Versagen, sondern als einst sinnvolle Überlebensstrategien zu verstehen. Diese Selbstakzeptanz ermöglicht erst die emotionale Öffnung, die für Veränderung notwendig ist.

Der Kurs vermittelt Ihnen nicht nur Techniken, sondern ein integriertes Verständnis für emotionale Veränderungsprozesse. Sie erwerben konkrete Interventionskompetenzen für schwierige Patient:innengruppen, erweitern Ihren therapeutischen Handlungsspielraum und entwickeln eine Haltung, die emotionale Tiefe mit strukturierter Vorgehensweise verbindet. Die imaginativen Techniken sind ambulant umsetzbar, erfordern keine spezielle Ausstattung und lassen sich flexibel in bestehende Behandlungskonzepte integrieren.

Sie verlassen diesen Kurs mit fundiertem Wissen über das schematherapeutische Modell, praktischen Fertigkeiten in imaginativen Techniken und der therapeutischen Kompetenz, auch hartnäckige emotionale Muster wirksam zu behandeln.

 

Dozent:

Dipl.-Psych. Werner Puschmann

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