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Ich fühle mich immer schuldig – oder einfacher: Schuld verteilen und fertig

Gebühr:
000 €

Ich fühle mich immer schuldig – oder einfacher: Schuld verteilen und fertig

 

Therapeutische Arbeit mit Schuld- und Schamemotionen

Schuld- und Schamemotionen gehören zu den am schwersten zugänglichen affektiven Zuständen. Epidemiologische Daten zeigen, dass Patient:innen mit Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen oder Traumafolgestörungen besonders häufig ausgeprägte Schuldthemen berichten. In der ambulanten Versorgung treten Schuldgefühle zudem in Lebenskrisen, Übergangsphasen und interpersonellen Konflikten auf – häufig als zentraler Motor für Stagnation, Vermeidung oder Selbstabwertung. Sie kennen das aus Ihrer Praxis: Schuld taucht nicht erst auf, wenn sie explizit benannt wird, sondern prägt Entscheidungen, Beziehungsgestaltung und Therapieverläufe oft im Hintergrund.

Fachliteratur und klinische Beobachtungen zeigen, dass Schuldgefühle in verschiedenen Formen auftreten: als genuine emotionale Reaktion, als Bestandteil spezifischer Störungsbilder, als Abwehrmechanismus oder als Ausdruck fehlender „Schuldkompetenz“. Besonders ausgeprägt sind sie dort, wo das eigene Handeln mit dem internalisierten Wertesystem kollidiert – sei es in Belastungssituationen, in Dilemmakontexten oder im Umgang mit Verantwortung für andere. Gleichzeitig prägen Schuld- und Schamemotionen nicht nur Patient:innen, sondern wirken auch in der therapeutischen Beziehung – etwa wenn die eigene Grundhaltung oder therapeutische Entscheidungen innere Selbstbewertungen berühren.

Dieser Kurs vermittelt ein differenziertes Verständnis für die klinische Bedeutung von Schuld und Scham und bietet konkrete Interventionen für die psychotherapeutische Praxis. Sie lernen, Schuldprozesse präzise zu erkennen, sie emotional erfahrbar zu machen und konstruktiv in Veränderungsprozesse einzubetten.

 

Was Sie in diesem Kurs erwartet

Die Fortbildung basiert auf zentralen Werken zur emotionsbezogenen Psychotherapie sowie Erkenntnissen aus Emotionsforschung, affektfokussierter Psychotherapie und traumazentrierten Verfahren. Die Forschung zeigt, dass die Bearbeitung von Schuld- und Schamemotionen zu deutlichen klinischen Verbesserungen führt, insbesondere bei internalisierenden Störungen, chronischer Selbstkritik und interpersonellen Konflikten. Sie lernen evidenzbasierte Modelle zur Entstehung kennen und die Funktion und Veränderbarkeit von Schuldprojektionen und Schamdynamiken.

Im Zentrum steht die emotionsfokussierte Arbeit: Ursprünge der Emotion identifizieren, Sinnhaftigkeit herausarbeiten, selbstvergebende Prozesse anleiten und den „gesunden Erwachsene“ stärken. Ergänzend entwickeln Sie die Fähigkeit, eigene Schuldreaktionen zu erkennen, zu regulieren und die therapeutische Beziehung stabil zu halten, auch wenn „das schlechte Gewissen nagt“. Der Workshop ist erfahrungsorientiert, methodenintegrativ und konsequent auf ambulante Umsetzung ausgerichtet.

Sie arbeiten mit kreativen, körperorientierten und szenischen Methoden, reflektieren Fallbeispiele und entwickeln Interventionen für unterschiedliche klinische Kontexte – von adaptiver Schuld bis hin zu dysfunktionaler Überverantwortlichkeit oder Schuldabwehr.

 

Konkret werden behandelt:

Transdiagnostische Formen von Schuld
Differenzierung zwischen realer Schuld, Schuld als Symptom, Schuld als Abwehr und fehlender Schuldkompetenz; praktische Erkennungsmerkmale im therapeutischen Gespräch.

Schuldprozesse bei Depression, Zwang und Traumafolgestörungen
Einbettung in störungsspezifische Modelle; klinische Anzeichen, typische Verzerrungen und therapeutische Ansatzpunkte.

Scham und Schuld als interpersonelle Emotionen
Bedeutung für die therapeutische Beziehung, Übertragung/Gegenübertragung und die Rolle kollektiver Wertsysteme.

Die vier Phasen eines selbstvergebenden Prozesses
Emotionale Zugänge, imaginative Elemente, Rollen- und Stuhlarbeit; unmittelbare Anwendbarkeit im ambulanten Setting.

Stärkung des „gesunden Erwachsenen“
Ressourcenaktivierung, innere Haltung, praktische Tools zur konstruktiven Stärkung von Selbstverantwortung.

Schuldabwehr und Verantwortungszuschreibungen
Arbeit mit Patient:innen, die Verantwortung externalisieren; therapeutische Interventionen zur Förderung realistischer Verantwortungsübernahme.

Selbsterfahrung: Schuld in der Rolle der Therapeut:innen
Reflexion eigener Schemata, Grenzen der Empathie, Umgang mit therapeutischer Verantwortung und professionellem Durchstehvermögen.

 

Warum dieser Kurs?

Schuld und Scham beeinflussen therapeutische Prozesse wesentlich – oft verdeckt, häufig unterschätzt. Sie wirken auf Motivation, Beziehungsgestaltung, Selbstwert, Entscheidungsprozesse und Veränderungsbereitschaft. Für viele Patient:innen sind Schuldgefühle zentraler Bestandteil ihrer psychischen Belastung, unabhängig von der Diagnose. Gleichzeitig zeigt die Versorgungspraxis, dass Therapeut:innen häufig wenig strukturiertes Handwerkszeug besitzen, um diese Emotionen systematisch zu bearbeiten.

Die Literatur belegt, dass emotionsfokussierte Bearbeitung von Schuld und Scham deutliche klinische Verbesserungen ermöglicht: mehr Selbstmitgefühl, weniger dysfunktionale Selbstkritik, stabilere Beziehungsgestaltung und klarere Verantwortungsübernahme. Der Kurs verbindet diese theoretische Grundlage mit unmittelbar umsetzbaren Techniken und klinischen Strategien.

Besonders wertvoll ist die integrative Perspektive: Schuld wird nicht isoliert betrachtet, sondern in ihren sozialen, biografischen, interpersonellen und therapeutischen Kontext eingebettet. Der Workshop eröffnet einen Raum für fachliche Vertiefung und persönliche Selbsterfahrung – ein entscheidender Faktor, um Schuldthemen sicher und professionell zu begleiten.

Sie gehen aus diesem Kurs mit einem differenzierten Verständnis von Schuld und Scham, klaren Interventionswegen und einer therapeutischen Haltung, die sowohl Halt gibt als auch Veränderung ermöglicht.