Vom kreativen Handeln zum inneren Wandel – Gestaltungsprozesse durch Kunsttherapie erfahren

Vom kreativen Handeln zum inneren Wandel – Gestaltungsprozesse durch Kunsttherapie erfahren
Kunsttherapie in der psychotherapeutischen Praxis: Grundlagen, Methoden und multiprofessionelle Zusammenarbeit
In der psychotherapeutischen Versorgung stoßen verbale Therapieverfahren regelmäßig an Grenzen: Patienten mit Traumafolgestörungen, bei denen sprachliche Verarbeitung blockiert ist, Kinder und Jugendliche mit begrenzten Verbalisierungsfähigkeiten, Menschen mit Alexithymie oder schweren Depressionen, bei denen der Zugang zu Emotionen über Sprache erschwert ist. Sie kennen diese Situationen aus Ihrer Praxis. Kunsttherapeutische Verfahren bieten hier einen evidenzbasierten Zugangsweg zu emotionalen und unbewussten Prozessen, der die verbale Psychotherapie sinnvoll ergänzen kann.
Die Integration künstlerischer Gestaltungsprozesse in die psychotherapeutische Behandlung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Aktuelle Forschung belegt die Wirksamkeit kunsttherapeutischer Interventionen insbesondere bei Traumafolgestörungen, Angsterkrankungen und affektiven Störungen. Gleichzeitig zeigt die Versorgungspraxis: Die Schnittstelle zwischen Psychotherapie und Kunsttherapie birgt erhebliches Potenzial – vorausgesetzt, beide Berufsgruppen verstehen die jeweiligen Arbeitsweisen und können gezielt kooperieren.
Was Sie in diesem Kurs erwartet:
Dieser Kurs vermittelt Ihnen fundiertes Verständnis kunsttherapeutischer Grundlagen und Methoden – nicht als Ausbildung zur kunsttherapeutischen Behandlung, sondern als Kompetenz für die multiprofessionelle Zusammenarbeit. Über theoretische Impulse lernen Sie verschiedene kunsttherapeutische Ansätze und deren wissenschaftliche Fundierung kennen. Die Besonderheit liegt in der Methodik: Durch angeleitete Selbsterfahrung erleben Sie am eigenen Prozess, wie künstlerisches Gestalten psychische Veränderungen initiiert, Emotionen zugänglich macht und therapeutische Prozesse fördern kann.
Sie erfahren dabei unmittelbar, welche Wirkfaktoren kunsttherapeutische Interventionen auszeichnen und wie sich gestaltete Bilder als „konkretisierte Affekte“ verstehen und therapeutisch nutzen lassen. Die strukturierte Reflexion Ihrer eigenen Gestaltungserfahrungen bildet die Grundlage für ein vertieftes Verständnis: Was geschieht im kunsttherapeutischen Prozess? Welche Patienten profitieren besonders? Wie lassen sich kunsttherapeutische Interventionen in Behandlungskonzepte integrieren? Diese praxisnahe Herangehensweise versetzt Sie in die Lage, kunsttherapeutische Angebote fundiert einzuschätzen, gezielte Empfehlungen auszusprechen und die Zusammenarbeit mit kunsttherapeutischen Kolleg:innen professionell zu gestalten.
Konkret werden behandelt:
Theoretische Grundlagen verschiedener kunsttherapeutischer Ansätze
Sie erhalten einen Überblick über psychodynamische, humanistische und ressourcenorientierte Konzepte der Kunsttherapie und deren jeweilige Indikationen in der klinischen Praxis.
Wirkfaktoren und Prozessqualitäten künstlerischen Gestaltens
Vermittlung der spezifischen Wirkmechanismen: Wie unterscheidet sich der kunsttherapeutische vom rein verbalen Zugang? Welche psychischen Prozesse werden durch gestalterische Tätigkeit aktiviert?
Angeleitete Selbsterfahrungsübungen mit verschiedenen Materialien und Techniken
Praktisches Erleben unterschiedlicher Gestaltungsansätze – von strukturierten bis zu freien Verfahren. Die Übungen sind so konzipiert, dass künstlerisches Talent keine Rolle spielt.
Strukturierte Reflexionsmethoden
Erlernen Sie professionelle Herangehensweisen zur Reflexion gestalteter Werke – sowohl in der Selbsterfahrung als auch als Grundlage für das Verständnis therapeutischer Prozesse.
Indikationsstellung und Behandlungsplanung
Welche Patienten profitieren von kunsttherapeutischen Interventionen? Wie lässt sich Kunsttherapie in multimodale Behandlungskonzepte integrieren? Praktische Orientierungshilfen für Ihre Versorgungsrealität.
Multiprofessionelle Schnittstellen und Kooperationsmodelle
Konkrete Hinweise zur Zusammenarbeit mit Kunsttherapeut:innen: Überweisungskriterien, Informationsaustausch, gemeinsame Behandlungsplanung in ambulanten und stationären Settings.
Fallbeispiele aus verschiedenen Störungsbereichen
Fälle wie beispielsweise Traumafolgestörungen, Angststörungen und affektive Erkrankungen illustrieren die klinische Anwendung kunsttherapeutischer Verfahren.
Warum dieser Kurs?
Kunsttherapeutische Interventionen sind in der psychotherapeutischen Versorgung etabliert und wissenschaftlich fundiert. Studien belegen ihre Wirksamkeit insbesondere bei Patienten, die schwer verbalisieren können oder bei denen emotionale Blockaden die therapeutische Arbeit erschweren. Dennoch bleibt das Potenzial multiprofessioneller Zusammenarbeit zwischen Psychotherapie und Kunsttherapie häufig ungenutzt – nicht aus mangelnder Wirksamkeit, sondern aus fehlendem gegenseitigem Verständnis der Arbeitsweisen.
Dieser Kurs schließt diese Lücke durch einen einzigartigen methodischen Ansatz: Statt theoretischer Wissensvermittlung über ein fremdes Verfahren erleben Sie selbst, was kunsttherapeutische Prozesse ausmacht. Diese Selbsterfahrung schafft ein Verständnis auf einer Ebene, die reine Theorie nicht erreichen kann. Sie entwickeln eine fundierte Grundlage, um kunsttherapeutische Behandlungsoptionen für Ihre Patienten einzuschätzen, gezielte Empfehlungen auszusprechen und die Kooperation mit kunsttherapeutischen Kolleg:innen professionell zu gestalten.
Die Fortbildung richtet sich explizit an Psychotherapeuten ohne künstlerische Vorkenntnisse. Es geht nicht darum, selbst kunsttherapeutisch zu arbeiten, sondern die Schnittstelle kompetent zu gestalten. In einer Versorgungslandschaft, die zunehmend auf multiprofessionelle Teams setzt, ist dieses Verständnis ein entscheidender Qualitätsfaktor für Ihre Behandlungen.
Erweitern Sie Ihren therapeutischen Horizont, verstehen Sie die Möglichkeiten eines komplementären Verfahrens aus eigener Erfahrung und optimieren Sie die Versorgung Ihrer Patienten durch fundierte multiprofessionelle Zusammenarbeit.