Prokrastination – Nur Harakiri ist schöner

Wenngleich anhaltende Prokrastination – das Aufschieben wichtiger Arbeiten auf den immer wieder nächsten Tag – keine Diagnose nach ICD-10 darstellt, ist sie für Betroffene oft mit einem hohen Leidensdruck, Schamgefühlen, Leistungseinbußen und einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität verbunden. Es besteht ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen sowie eine verschlechterte Sozial- und Leistungsprognose. Soziologische Phänomene in Asien (z. B. „Hikikomori“) oder das Auftreten von NEETs (Not in Education, Employment, or Training) in der westlichen Welt deuten auf Zusammenhänge mit einer zunehmenden Wert- und Zielunsicherheit bzw. Überforderung junger Menschen hin. Das Erleben von Verschiebungen im Generationengefüge und eine vermeintliche Zunahme der ‚Faulheit der jungen Leute‘ wird häufig von der staunenden Elterngeneration wahrgenommen.
Im Kurs werden Modelle und gesellschaftliche Zusammenhänge entwickelt, Perspektiven von Betroffenen und Angehörigen betrachtet sowie psychotherapeutisches Wissen und Techniken zum Thema anschaulich dargestellt.
Literatur:
Höcker, A., Engberding, M. & Rist, F. (2022). Prokrastination – Extremes Aufschieben. Fortschritte der Psychotherapie, Band 84. Göttingen: Hogrefe.
Hurrelmann, K. & Albrecht, E. (2014). Die heimlichen Revolutionäre. Wie die Generation Y unsere Welt verändert. Weinheim: Beltz.