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Zwischen Ernst und Augenzwinkern: Humor als Wegweiser in der Therapie

Kursnummer:
26-1-036
Erster Kurstag:
Fr., 16.10.2026, 14:00 - 21:30 Uhr
Zweiter Kurstag:
Sa., 17.10.2026, 09:00 - 16:30 Uhr
Dauer:
16 UE
Fortbildungspunkte:
20 FBP
Gebühr:
−10% 44550 €

Zwischen Ernst und Augenzwinkern

 

Humor als Wegweiser in der Therapie

Humor zählt zu den wirksamsten, zugleich jedoch am seltensten genutzten Ressourcen in der Psychotherapie. Viele Patient:innen berichten in Studien, dass humorvolle Interventionen Entlastung schaffen, Perspektiven öffnen und emotionale Distanz ermöglichen. Gleichzeitig zeigt die Versorgungsrealität, dass Humor in therapeutischen Prozessen oft zurückhaltend eingesetzt wird – aus Sorge, Grenzen zu überschreiten, Kränkungen auszulösen oder die therapeutische Beziehung zu gefährden. Sie kennen das aus Ihrer Praxis: Klient:innen, die in festgefahrenen Denkmustern verharren, Veränderungsimpulse blockieren oder an alten Mustern festhalten, obwohl sie gleichzeitig nach Orientierung suchen.

Genau dort kann Humor – professionell eingesetzt – Veränderung ermöglichen. Aktuelle Forschung beschreibt Humor als regulative Strategie, die kognitive Flexibilität fördert, Affekte moduliert und Zugang zu neuen inneren Anteilen schafft. Besonders in der Arbeit mit rigiden, perfektionistischen oder stark problemfokussierten Patient:innen eröffnet humorvolle Konfrontation eine zusätzliche Ebene der Interaktion, die gleichermaßen wertschätzend wie irritierend wirken darf.

Dieser Kurs verbindet Konzeptwissen, therapeutische Haltung und praktisches Können. Ziel ist es, Humor als klinisch wirksames Werkzeug zu kultivieren, das nicht bagatellisiert, sondern vertieft – und therapeutische Prozesse gezielt in Bewegung bringt.

 

Was Sie in diesem Kurs erwartet

Die Fortbildung basiert auf fundierter psychotherapeutischer Theorie, einschlägiger Fachliteratur und klinisch bewährten Methoden. Die evidenzbasierte Forschung beschreibt Humor als Intervention, die Beziehungssicherheit stärkt, Deeskalation ermöglicht und Ambiguitätstoleranz fördert. Arbeiten u. a. aus der Gestalttherapie, dem Psychodrama, der systemischen Therapie und personenzentrierten Ansätzen zeigen, dass Humor – korrekt eingebettet – sowohl konfrontativ als auch zutiefst respektvoll wirken kann.

Im Mittelpunkt stehen die Prinzipien der humorvollen Konfrontation (Rohr et al.), ergänzt durch theoretische Impulse wie Rortys Konzept der „liberalen Ironikerin“ sowie Modelle des inneren Teams, in dem der „Narr“ als Perspektivwechsler fungiert. Alle Teilnehmenden erhalten das Buch „Sei ein Narr!“ Humorvolle Konfrontation in Beratung, Therapie und Supervision (Rohr et al.; Carl-Auer). Die Umsetzung erfolgt praxisorientiert: an realitätsnahen Fallvignetten, übungsbasiert und mit Fokus auf unmittelbar übertragbare Interventionen.

Sie arbeiten mit Haltungen wie Wertschätzung und Empathie, zugleich aber mit der bewussten Entscheidung, in bestimmten Momenten nicht kongruent zu reagieren – um Veränderung zu ermöglichen. Humor wird dabei weder zur Entwertung noch zur Selbstinszenierung genutzt, sondern als präzise gesetzte therapeutische Irritation.

 

Konkret werden behandelt:

  • Grundlagen der humorvollen Konfrontation
    Einführung in Konzepte, Haltungen und Wirkmechanismen; therapeutische Abgrenzung zwischen Humor, Ironie, Sarkasmus und Provokation.
  • Rortys „liberale Ironikerin“ als therapeutisches Modell
    Anwendung dieses philosophischen Ansatzes zur Förderung von Flexibilität, Selbstrelativierung und Perspektivwechsel.
  • Trickster-Prinzipien und der „Narr“ im Inneren Team
    Wie spielerische Figuren alte Muster irritieren und neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen; Einsatzmöglichkeiten in Diagnostik und Intervention.
  • Humor im Spiegel verschiedener Therapieschulen
    Impulse aus Gestalttherapie, Psychodrama, systemischer Therapie und personzentrierter Haltung; differenzierte Indikationsstellung.
  • Humorvolle Konfrontation in schwierigen Situationen
    Umgang mit Widerstand, Rigidität, Perfektionismus oder Selbstabwertung; Nutzen von humorvoller Irritation zur Regulation und Öffnung.
  • Interventionstechniken und Mikro-Methoden
    Sprachliche Impulse, paradoxe Reframing-Elemente, imaginative Ansätze, Rollenwechsel, szenische Durchführung, Körpereinsatz.
  • Selbstreflexion, Haltung & Grenzen
    Eigene Humorpräferenzen, Risiken, Timing, Feinabstimmung; Reflexion über Sicherheit, Beziehung und ethische Aspekte.

 

Warum dieser Kurs?

Humor ist in der Psychotherapie unterrepräsentiert, obwohl er zu den wirksamsten Veränderungsimpulsen zählt. Viele Patient:innen profitieren davon, wenn innere Konflikte oder rigide Muster durch humorvolle Irritation zugänglich werden. Psychotherapeutische Forschung zeigt, dass humorvoll-konfrontative Interventionen bei einer breiten Palette psychischer Störungen positive Effekte erzielen können – insbesondere bei festgefahrenen Problemlagen, hohen Kontrollbedürfnissen oder chronifizierten Sichtweisen.

Gleichzeitig fehlt es im Versorgungssystem häufig an qualifizierter Ausbildung zu diesem Thema. Die meisten Weiterbildungen fokussieren Techniken, weniger aber heilsame Irritation, spielerische Konfrontation und die Kunst, humorvoll Grenzen zu verschieben, ohne Beziehungssicherheit zu verlieren. Diese Lücke schließt der vorliegende Kurs: wissenschaftlich fundiert, therapeutisch verantwortungsvoll und praxisnah.

Sie entwickeln ein differenziertes Verständnis für Humor als therapeutische Haltung, nicht als „Gag“. Gleichzeitig erwerben Sie konkrete Fähigkeiten – von sprachlichen Interventionen bis zu erlebnisaktivierenden Methoden –, die sofort in den Praxisalltag übertragbar sind. Die Kombination aus theoretischem Fundament, Selbsterfahrung, Übungen und dem begleitenden Fachbuch stellt sicher, dass Sie das Gelernte nachhaltig anwenden können.

Humor, richtig eingesetzt, ist ein Wegweiser: Er öffnet Räume, schafft Leichtigkeit, ermöglicht Mut und stiftet Orientierung. Dieser Kurs gibt Ihnen die Fertigkeiten, ihn bewusst, sicher und professionell zu nutzen.

 

Dozent:

Dr. Dirk Rohr

Tickets

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